Partizipation
Partizipation ist mir in meiner Tagespflege sehr wichtig.
Was ist Partizipation
Partizipation bedeutet „...Entscheidungen, die das eigene Leben und das Leben der
Gemeinschaft betreffen, zu teilen und gemeinsam Lösungen für die Probleme zu
finden“ (Schröder 1995, S.14)
Warum mir Partizipation so wichtig ist, hat mehrere Gründe. Der erste Grund ist,
dass es auf verschiedenen gesetzlichen Ebenen festgelegt wurde. Zum einen steht
es im Kinderbildungsgesetz NRW (KiBiz). Dort steht im §13, Abs. 6: „Die Bildungs-
und Erziehungsarbeit wirkt darauf hin, Kinder zur gleichberechtigten
gesellschaftlichen Teilhabe zu befähigen. Daher sollen Kinder ihrem Alter, ihrem
Entwicklungsstand und ihren Bedürfnissen entsprechend bei der Gestaltung des
Alltags in der Kindertageseinrichtung oder in der Kindertagespflege mitwirken. Sie
sind vom pädagogischen Personal bei allen sie betreffenden Angelegenheiten alters-
und entwicklungsgerecht zu beteiligen. Zum Wohl der Kinder und zur Sicherung
ihrer Rechte sind in Tageseinrichtungen geeignete Verfahren der Beteiligung und
die Möglichkeit der Beschwerde in persönlichen Angelegenheiten vorzusehen und
zu praktizieren.“
Auch im SGB VIII ist das Thema verankert. Dort steht im § 8 Abs. 1: „Kinder und
Jugendliche sind entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffenden
Entscheidungen der öffentlichen Jugendhilfe zu beteiligen....“ Auch im §45 Abs. 2
Nr. 2 wird auf die Beteiligungsrechte eingegangen. Dort steht „Die Erlaubnis ist zu
erteilen, wenn das Wohl der Kinder und Jugendlichen in der Einrichtung
gewährleistet ist. Dies ist in der Regel anzunehmen, wenn...zur Sicherung der
Rechte von Kindern und Jugendlichen in der Einrichtung geeignete Verfahren der
Beteiligung sowie der Möglichkeit der Beschwerde in persönlichen Angelegenheiten
Anwendung finden.“ Seit 1992 ist das “Übereinkommen über die Rechte des Kindes“,
kurz Kinderrechtskonvention, der UN-Generalversammlung in Kraft.
Dort steht im Artikel 12 Abs. 1 „Die Vertragsstaaten sichern dem Kind, das fähig ist,
sich eine eigene Meinung zu bilden, das Recht zu, diese Meinung in allen das Kind
berührenden Angelegenheiten frei zu äußern, und berücksichtigen die Meinung des
Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife.“
Davon unabhängig sind sich die Pädagogen einig, dass „Partizipation ein Schlüssel zu
Bildung und Demokratie ist.“ Wenn die Kinder an den Bildungsthemen beteiligt
werden und mitentscheiden können, bilden sie sich erfolgreich. (Hansen, Knauer,
Sturzenhecker 2011, S. 12)
Bildung im Kleinkindalter ist überwiegend Selbstbildung. Dazu gehört, dass Kinder
ihre Bildung selbst gestalten können und ihr individueller Bildungsweg ernst
genommen und anerkannt wird.
„Beteiligung ist Teil eines Interaktionsprozesses, der auf dem Prinzip der
Gleichberechtigung basiert.“ (Bundesarbeitsgemeinschaft Landesjugendämter
(2013), S.3). Die Kinder können und sollen sich an Aufgaben des Alltags und deren
Verrichtung beteiligen und dadurch das Selbstwertgefühl steigern. Dies geschieht
nur, wenn sich die Erzieher auf Augenhöhe der Kinder begeben und sich nicht als
übergeordnete Machtinhaber sehen. Sie müssen dem Kind Gehör schenken und seine
Wünsche und Bedürfnisse ernst nehmen.
Partizipation bedeutet immer eine Machtabgabe. Nur wenn Erzieher bewusst Macht
abgeben und Kindern Befugnisse über ihr Handeln geben, entsteht echte
Partizipation. Es eröffnet den Kindern das Recht über ihre Bedürfnisse zu
entscheiden und mit deren Konsequenzen zu leben. Sie lernen dadurch, dass sie
Rechte haben. Die Kinder übernehmen damit Verantwortung für sich selbst und die
Gruppe. Dazu gehören Entscheidungen, die das eigene Leben betreffen als auch
Entscheidungen, die das Leben der Gemeinschaft betreffen. Bei Entscheidungen für
die Gemeinschaft geht es darum, die eigene Meinung für alle kundzutun, zu
diskutieren und gemeinsam zu einer Lösung zu kommen. Die Kinder können
mitbestimmen und lernen mit Mehrheitsentscheidungen zu leben. Das ist die erste
Form und Grundlage der Demokratie.
Warum ist mir das Thema wichtig?
Für mich ist das Thema Partizipation wichtig, weil Partizipation in
Kindertageseinrichtungen immer wichtiger und selbstverständlicher wird. Ich
möchte meine Tageskinder deshalb schon in der Kindertagespflege an Beteiligung
heranführen, so dass sie beim Kitaeintritt schon damit vertraut sind. Die Kinder
sollen eigene Wünsche und Bedürfnisse erkennen und artikulieren können. Es ist mir
wichtig, dass sie sich von mir beachtet und geachtet fühlen. Sie sollen wissen, dass
ich mir ihre Wünsche anhöre und nach Möglichkeit auf sie eingehe.
Sie sollen die Erfahrung machen, dass ihre Wünsche, Anregungen und Ideen ihren
Tag und ihr Leben bei mir mitentscheiden und verändern können.